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Hospizbewegung-Hilden :: Nachrichten
Hospiz-Nachrichten Nr. 20 (2014)

Hospizarbeit - 30 Jahre erhofft - 15 Jahre erlebt

1967 wurde in London das Christopher-Hospiz gegründet.

Eher nebenbei hörte ich davon. In diesem Jahr war ich 24, hatte meine erste Stelle, mein 4-jähriger Sohn war im Kindergarten, mein Mann als Schiffsingenieur nach einem Teilstudium auf See. Meine Mutter half mir, wenn ich zu Fortbildungen musste oder an meiner Arbeit für die zweite Prüfung schrieb.

Von einem Tag zum anderen änderte sich mein Leben. Ich hatte meine Mutter zu einem Arztbesuch überredet, dieser überwies sie sofort zum Facharzt, am gleichen Tag ging es von dort ins Krankenhaus. Am nächsten Nachmittag erfuhr ich – nicht von ihr -, dass sie Krebs im Endstadium hatte, überall Metastasen, und wegen der am Morgen erfolgten Amputationen großflächige Hautverpflanzungen - und eine Lebenserwartung von ein paar Wochen! Sie wollte leben, bei ihrer kleinen Familie sein. Bis zu ihrem Tode wollte sie nie über ihre Diagnose sprechen, zeigte immer nur Optimismus. Sie lag bei uns im Kinderzimmer, nur die Gemeindeschwester durfte die Wunden sehen und verbinden. Es gab keine Zeit zum Luftholen oder um die Sprachlosigkeit zu überwinden, keine Möglichkeit, sich auszusprechen. Nur dem Enkel gelang es, seine Überforderung zu zeigen "Warum hat meine liebe Oma mein Zimmer, warum will sie nicht, dass ich sie anfasse?"

Eine Woche vor ihrem Tod "erwähnte" sie beim Arzt, dass sie Schmerzen hätte. Wer sie kannte, wusste, dass diese unerträglich sein mussten. Der Arzt lehnte trotzdem eine Morphiumgabe ab mit der Begründung, dass sie ja süchtig werden könnte. Wir brachten sie ins Krankenhaus, sie musste keine Schmerzen mehr haben. In den wenigen klaren Momenten dieser Woche gab sie einerseits ihr Nachtisch-Geheimrezept weiter, ihre Art, Abschied zu nehmen. Andererseits wünschte sie sich einen Pelzhut für den Winter, den sie wohl nicht mehr erleben würde.

1968, nach einem Jahr, starb meine Mutter. Ich bin dankbar für diese Zeit des Abschieds. Doch was ich erlebte, muss heute nicht mehr sein. Entlastung, Gespräche für Kranke und Angehörige, Ratschläge bis hin zur Vermittlung von Palliativmedizin, das hätte ich mir gewünscht.

1998, 30 Jahre später, erschienen in Hilden erste Presseinformationen unserer heutigen Ehrenvorsitzenden, Frau Anneliese Becker. Vor 135 Interessierten ließ sie Schwester Mediatrix einen packenden Vortrag halten.

1999, am 17.3., war es für mich sehr aufregend, bei der Gründungsversammlung der Hospizbewegung Hilden dabei zu sein. Schon einen Monat später begann das erste Grundseminar und die weitere Ausbildung, um Schwerst-kranke begleiten zu können. Ich habe, anfangs zu zweit, meist Langzeit-betreuungen gehabt. Ein Jahr half ich mit, die Gruppe "Trauernde in Bewegung" zu organisieren und zu begleiten. Jetzt halte ich mich noch für Notfälle und einfachere Aufgaben bereit.

2014
– Heute, zum 15-jährigen Jubiläum, gratuliere ich der Hospizbewegung Hilden sehr herzlich und wünsche auch weiterhin viel Erfolg. Ich danke den Kranken und ihren Angehörigen für vertrauensvolle Begegnungen. Dass ich sie begleiten durfte, gab mir sehr, sehr viel zurück. Hände zu halten, die ruhiger werden, kleine Wünsche zu erfüllen, ein Lächeln, das werde ich nicht vergessen. Ehrenamtliche, auch der neue lebendige und kompetente Nachwuchs, teilten in den Seminaren, Supervisionen und Gesprächskreisen offen und ehrlich ihre Erfahrungen. Danke für manches Mut machende Wort und liebe menschliche Begegnungen. Wochenendseminare in Bad Honnef, Danke-schön-Bewirtung durch den Vorstand, Lieder, es war auch Platz für Feiern und Humor.

Ob im, doppelt genutzten, mit einem gebrauchten Computer ausgestatteten Büro, in dem Frau Becker in der Anfangsphase um Kopien und Zuschüsse oder Räume für eine Fortbildung kämpfte, oder ob in den neuen, hellen Räumen an der Hummelsterstraße mit zwei Koordinatorinnen und Bürokräften: Jeder Hilfesuchende oder Ehrenamtliche wird und wurde freundlich empfangen und unterstützt. Seien auch sie herzlich willkommen!

Heinke Griem
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