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Hospizbewegung-Hilden :: Nachrichten
Hospiz-Nachrichten Nr. 8 (2007)

Sayadios Schwester


Sayadio, ein junger Irokese, trauerte sehr um seine liebe und schöne Schwester, die so früh gestorben war. Sein Schmerz war unbeschreiblich groß. Eines Tages beschloss er, nach ihr zu suchen im Land der Geister. Er suchte lange, lange Zeit und musste viele Abenteuer bestehen. Viele Jahre vergingen, aber seine Suche blieb vergeblich.

Eines Tages begegnete er einem alten Mann, der ihm helfen wollte. Der ehrwürdige Weise gab ihm einen Zauberkürbis. „Wenn du den Geist deiner Schwester findest, kannst du ihn in diesem Kürbis fangen und darin festhalten“, sagte der Alte, der der Wächter jenes Teiles des Geisterlandes war, den Sayadio gesucht hatte. Der Junge freute sich über die Maßen und setzte seinen Weg fort. Nach geraumer Zeit erreichte er das Land der Seelen. Aber zu seiner Bestürzung erkannte, dass die Geister vor ihm flohen und nicht zu ihm kamen, wie er es erhofft hatte. Der Mut verließ ihn und er ging zum Zeremonienmeister der Geister, dem er seine Not erzählte. Der Meister hatte Mitleid mit ihm. Er erklärte dem Jungen, dass die Toten sich zu einem großen Tanzfest treffen würden, so wie es auch die lebenden Indianer zu bestimmten Jahreszeiten taten.

Bald darauf begann des Fest. Sayadio sah die Geister wie Nebelschwaden um sich herumschweben. Plötzlich erblickte er unter ihnen seine Schwester. Er sprang auf sie zu, um sie zu umarmen. Sie aber entzog sich seinen Griff und löste sich auf. Völlig niedergeschlagen wandte er sich wieder an den Zeremonienmeister. Dieser gab ihm eine Zauberrassel. "Der Klang dieser Rassel wird deine Schwester zurückbringen", sagte er. Die Geistermusik spielte wieder zum Tanz und Sayadio schüttelte die Rassel dazu. Tote kamen von überall herbei und bildeten einen Kreis zum Reigen. Mitten unter ihnen sah er wirklich seine Schwester.

Er sah auch, dass sie ganz begeistert war von der Musik und sich am Tanz sehr freute. So sehr, dass sie ihn gar nicht bemerkte. Da sprang er blitzschnell auf sie zu, fing ihren Geist in dem Kürbis und verschloss diesen sofort. Die gefangene Seele versuchte mit aller Kraft sich zu befreien, aber Sayadio hielt den Deckel fest darauf. Der junge Indianer ging ohne Verzögerung in die Welt zurück und kam ohne Schwierigkeiten in seinem Heimatdorf an. Dort rief er alle seine Freunde zusammen, um bei der Wiedererweckung seiner Schwester dabei zu sein. Der halbzerfallene Leichnam seiner Schwester wurde aus seiner Ruhestätte geholt, um mit dem Geist wieder belebt zu werden. Alles war für die Zeremonie bereitet.

Aber ein Indianermädchen konnte seine Neugier einfach nicht mehr zügeln und hatte ein wildes Verlangen danach, in den Kürbis hinein zu schauen. Es öffnete den Deckel einen kleinen Spalt. Wie ein Vogel, der aus einem offenen Käfig in die Freiheit fliegt, flog der Schwestergeist aus dem Kürbis, ehe Sayadio herbeieilen und den Deckel schließen konnte. Sayadio wollte nicht begreifen, dass der Geist seiner Schwester für immer fort geflogen war. Dann aber sank er zu Boden und weinte bitterlich.

WAS WIR WIRKLICH LOSLASSEN LÄSST UNS LOS.

(Ulrich Schaffer)
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