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Hospizbewegung-Hilden :: Nachrichten
Hospiz-Nachrichten Nr. 12 (2010)

Eine Begleitung

Frau V. kannte ich schon lange Jahre. Wir waren uns in einem Seminar begegnet und stellten fest, dass wir gerne in unserer Freizeit Karten spielten. Dieses Interesse verband uns und wir trafen uns weiterhin beim Kartenspiel mit zwei anderen Damen. Diese Begegnungen verliefen eher distanziert, aber durchaus mit Freude an der Begegnung. Im vorigen Jahr im Frühjahr erfuhr ich, dass sie zur Operation ins Krankenhaus musste. Die erste Diagnose nach der OP war eigentlich sehr günstig. Der Schock kam im Herbst, als ihr mitgeteilt wurde, dass ihre Lebenszeit nur noch sehr begrenzt war. Der Kontakt zu ihr wurde intensiver, wir sprachen miteinander über die ihr verbleibende Zeit. Im Laufe eines Gespräches bat sie mich um Beistand, wenn ‚es soweit ist’. Dies sagte ich gerne zu. Als es ihr zunehmend schlechter ging, rief sie mich an und bat um mein Kommen. Ich bekam einen Schlüssel zu ihrer Wohnung und konnte im Notfall immer zu ihr. Eine ehrenamtliche Helferin wurde zusätzlich hinzugezogen, die ihr bei einigen Dingen im Haushalt behilflich sein konnte.
Als sich ihr Zustand dramatisch verschlechterte, kamen wir überein, dass ich sie im stationären Hospiz anmelden sollte. Ihr Wunsch war es aber, so lange wie möglich zu Hause zu bleiben. Tapfer versuchte sie, ihr Leben in ihren eigenen vier Wänden zu meistern.
Bis Anfang März gelang ihr das mit einiger Hilfestellung. Ein Neffe, der in Essen wohnt, kam so oft wie möglich zu ihr und erledigte schriftliche Dinge. Wir hatten alles vorbereitet, auch ihre Sachen gepackt, um Frau V. ins stationäre Hospiz zu bringen. Überraschend musste sie dann noch drei Tage ins Krankenhaus.
Am 1. März hatte ich ihre Sachen bereits im Auto und begab mich ins stationäre Hospiz, wo ich sie dann erwartete. Sie wurde mit dem Krankenwagen gebracht. Im Krankenhaus hatte sie jedwede Behandlung kategorisch abgelehnt, auch aufgrund der Patientenverfügung, die ich mit ihr verfasst hatte.
In den ersten Tagen im Hospiz lebte sie noch einmal auf, aber ab der zweiten Woche lehnte sie das Essen ab und trank nur noch. Dann wurden auch alle Medikamente auf ihren Wunsch hin weggelassen. So weit es meine Zeit erlaubte, war ich oft stundenlang bei ihr, ebenso ihr Neffe.
An ihrem letzten Tag kam ich gegen 16 Uhr, eine Franziskanerin saß an ihrem Bett und sprach leise mit ihr. Ich setzte mich zu ihr, hielt ihre Hand, und die Schwester und ich sprachen leise mit ihr.
Plötzlich war draußen kein Vogelgezwitscher mehr zu hören, es war ganz still. Frau V. hatte aufgehört zu atmen. Ihr Leben ging zu Ende, wie sie es sich gewünscht hatte.

Anneliese Becker
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