Wir verwenden auf dieser Website ausschließlich technisch notwendige Cookies. Wir machen dies, damit unsere Website funktioniert und Sie sie komfortabel bedienen können. Wir nutzenden den Inhalt dieser Cookies zu keinem anderen Zweck.
Mehr dazu finden Sie in der Datenschutzerklärung

Cookies benutzen
Hospizbewegung-Hilden :: Nachrichten
Hospiz-Nachrichten Nr. 19 (2013)

"Trauer ist Liebe"

(Fritz Roth, † Dezember 2012)

Was braucht ein Mensch in Trauer?



Seit zwei Jahren bin ich Trauerbegleiterin und unter anderem ehrenamtlich für die Hospizbewegung Hilden e. V. tätig. In dieser Zeit durfte ich viele Frauen begleiten und ihre Trauer mit ihnen teilen. Die Begegnungen sind von einer Tiefe und absoluten Ehrlichkeit der eigenen Gefühle geprägt, so dass ich immer wieder zutiefst dankbar und beeindruckt bin von der Liebe zu dem verstorbenen Menschen, die sich in der Trauer widerspiegelt.

Die Liebe eines trauernden Menschen endet niemals und verändert sich lediglich im Laufe der Zeit. Für Trauernde wird die Erinnerung um den Verlust dieser einzigartigen Liebe immer wieder leidvoll und schmerzhaft sein. Dennoch verändert sich der trauernde Mensch, indem er lernt, mit dem Verlust zu leben, oder besser gesagt, trotz des großen Leides weiter zu leben. Für Trauernde ist jedoch der Aspekt der Zukunft zunächst unvorstellbar; mühsam und mutig muss jeder neue Tag zurückerobert werden.
In der ersten Zeit der Trauer brauchen Trauernde bedingungslose Liebe und Unterstützung, die sich im reinen Zuhören findet. Einfach zuhören und eine wärmende Umarmung sind das wertvolle Geschenk, das sich ein Mensch in Trauer wünscht… Wer sich auf einen Trauernden einlässt, der sollte aushalten, dass sich die Gespräche und Inhalte vielfach wiederholen werden, denn das erlebte Sterben, die Umstände des Todes, die Einsamkeit, müssen Stück für Stück verarbeitet und realisiert werden. Dazu benötigen Trauernde Zeit und Erzähl-Wiederholungen.
Einem Trauernden zuzuhören ist eine große Chance, etwas über das wahre Leben zu erfahren. Denn auf diese Weise lernen wir Menschen, Verständnis und Mitgefühl zu entwickeln. Sein Selbst zurückzunehmen und einem Menschen im Leid den Raum für dessen Schmerz zu geben, ist ein großes Geschenk… Jeder einzelne Mensch kommt im Laufe seines Lebens auch in die Rolle des Trauernden und wünscht sich dann, dass er Achtung und Liebe erfährt, indem er gefragt wird, wie es ihm geht. Aber Achtung, denn diese Frage zu stellen: „Wie geht es dir?“, kann bedeuten, dass man eine wirkliche Antwort erhält und dann beginnt die Unterstützung.



Oftmals wissen Menschen aus eigener Angst und Unsicherheit nicht, wie sie sich gegenüber einem Trauernden verhalten sollen und antworten mit Floskeln wie: „Das Leben muss ja weiter gehen...“, „da kommst du schon drüber…“, „irgendwann lernst du eine neue Liebe kennen…“, „sie war ja sehr alt…“, „jetzt ist er erlöst…“. Diese Floskeln sind im übertragenen Sinne Schläge für die Seele. Genau diese Sätze will ein trauernder Mensch nicht hören, denn er kann damit nichts anfangen.
Was er wirklich braucht, ist eine Bestätigung seines tiefen Schmerzes und seines großen Verlustes. Bestätigen heißt, ich sehe dich in deinem Leid und ich spiele es nicht herunter. Ich akzeptiere deinen Verlust und die damit auftretenden Gefühle. Diese Verhaltensweise bringt zum Ausdruck, dass ein Trauernder wertschätzend und respektvoll behandelt wird. Auf diese Weise lädt man zu einem Gespräch ein und macht deutlich, dass man den Schmerz nicht wegwischt, sondern mit dem Trauernden das Leid aushält. So entstehen Vertrauen und Unterstützung, die wirklich gebraucht werden. Ist man in Trauer, so ist man in einem Ausnahmezustand und der größten Lebenskrise ausgesetzt.
Wir Menschen bzw. die Gesellschaft sollten mutig sein, uns mit Trauer auseinander zu setzen und einen trauernden Menschen beachten statt ihn zu ignorieren. Niemals sollten wir Menschen vergessen, dass auch wir im Laufe der Zeit Trauernde werden. Der Trauer eine Chance zu geben, bedeutet, die eigene Liebe und das eigene Mitgefühl zu fühlen und zu leben. Das zu leben ist der Sinn eines Menschenlebens.
Mögen wir alle diesen Mut haben und mögen wir als Trauernde den Mutigen begegnen.
Ich danke herzlich allen Frauen, die ich begleiten durfte…

Andrea Sauthoff

zwei Buchempfehlungen:

Connie Palmen, „Logbuch eines unbarmherzigen Jahres“
Satya Singh, „Das Yoga-Buch vom Leben und vom Sterben“


Inhalt
Seite 2
Seite 3
Seite 4
Seite 5
Seite 6
Seite 7
Seite 8
Seite 9