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Hospizbewegung-Hilden :: Nachrichten
Hospiz-Nachrichten Nr. 10 (2008)

Die Häsin

Die Häsin lag sehr krank. Der Hase war viel auswärts, um den Alltag sicherzustellen, und die sieben Kinder waren sich im Wesentlichen selbst überlassen. Da kam der Igel zu Besuch, brachte ein frische Kleeblätter mit sagte: "kommt Zeit, kommt Rat!" gut gemeint, aber als er gegangen war, überlegte die Kranke: wann kommt die Zeit und welcher Rat wird es sein?

Tags darauf sah die Eule herein und meinte: "Gut Ding braucht Weile"! Sprach’s und verabschiedete sich. Die Häsin dachte: Ich kann mit aber keine Weile leisten.

Als die Feldmaus durchs Fenster guckte, fiepte sie: "Kopf hoch, Frau Nachbarin. So trägt eben jeder sein Päckchen!" Das ist schon kein Päckchen mehr, dachte die Kranke, und was soll das schon heißen, Kopf hoch? Ich habe ja gar keine Kraft mehr.

"Lassen Sie nur, es wird nichts so heiß gegessen wie gekocht!", flüsterte das Reh an der Nestkante. Auch das war gut gemeint, aber die Häsin grübelte bitter: Was wissen die schon. Solchen Humor kann ich einfach nicht vertragen. Ich weiß nicht ein noch aus.

Die alte Katze sah auch kurz herein und erkundigte sich nach dem Befinden. "Es wird schon werden!", schnurrte sie und meinte es ja auch ehrlich. Doch die Kranke verzweifelte fast: Wer ist denn schon "es" und was soll werden? Ich habe den Eindruck, dass überhaupt nichts wird.

Als dann der Maulwurf seine Hemmungen überwand und durchs Fenster rief: "Keine Sorge! Ende gut, alles gut!" empfand die Häsin nur noch Bitterkeit. Denn in der Küche tobten die Jungen und nichts war fertig. Dazu noch die Angst.

Witzig sollte es klingen, als die Elster vom hohen Baum aus rief: "Kommen wir über den Hund, kommen wir über den Schwanz. Geduld, Geduld, Geduld!" Können die alle sich denn gar nicht vorstellen, wie es mir zumute ist?, dachte die Kranke. Müssen die denn alle solchen gutgemeinten Unsinn reden? Das sind doch Sätze, die alles und nichts sagen.

Schließlich kam das Rebhuhn zu Besuch, erzählte von draußen in einem Wortschwall ohne Ende und empfahl sich zum Schluss mit den Worten: "Wir werden sehen!" Was werden wir denn sehen?, zweifelte die Häsin und wer ist wir?

Während sie noch voller Enttäuschung nachdachte und merkte, dass all der gutgemeinte Trost im Grunde keiner war, kamen die Ameisen herein, grüßten kurz, stellten Feldblumen auf den Tisch, machten die Küche sauber, versorgten die jungen Hasen, waren bei alledem sehr leise und verabschiedeten sich ohne jeden Aufwand. Da trat Ruhe ein, und vor allem: die Hoffnung wuchs.

(Unbekannter Autor)
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