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Hospizbewegung-Hilden :: Pressemitteilungen
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März 2008
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20. März 2008Kraft im Leiden schenken (Rheinische Post)




Ursula Beyer begleitete ihren schwerkranken Mann bis zu seinem Tod, obwohl sie selbst an Krebs erkrankte. Hilfe und Unterstützung fand sie bei der Hildener Hospizbewegung.
Von Christine Zacharias

Vor dem Tod an sich hat sie keine Angst, sagt Ursula Beyer. „Aber der Weg dorthin - muss das denn so schrecklich sein?“ Die 69-jährige Hildenerin spricht aus eigener Erfahrung. Sie hat ihren Mann während seiner schweren Erkrankung bis hin zu seinem Tod 2005 begleitet. Und das war - für beide - ein schmerzensreicher Weg.
Die Krankheit kam schleichend in das Leben des Ehepaares, das drei erwachsene Kinder hat. „Mein Mann bekam plötzlich Probleme beim Gehen, seine Beine waren oft kraftlos, er sackte immer häufiger ein“, berichtet Ursula Beyer. Für den strebsamen Mann, der es durch Fleiß vom gelernten Tischler bis in die oberen Etagen einer weltweit operierenden Firma gebracht hatte, ein herber Schlag. „Er bezog sein Selbstwertgefühl aus der Arbeit“, sagt Beyer. Und da passte Krankheit nicht ins Bild. Die Diagnose, Multiple Sklerose in einer besonders schweren Verlaufsform, hat er seiner Frau jahrelang verschwiegen.
Ins Büro schleppte er sich zunehmend später. Eines Tages besuchte ein Vorgesetzter Ursula Beyer. „Wir wollen, dass Ihr Mann zu Hause bleibt.“ Er sollte weiterhin sein volles Gehalt wie auch die Erfolgsbeteiligung beziehen können. Was von der Firma als Entgegenkommen gedacht war, traf den Erkrankten an einem wunden Punkt: „Das war schrecklich für ihn: Gesagt zu bekommen, dass man nicht mehr gebraucht wird. Seine Firma war doch sein Lebenswerk.“
Ihr Mann bezog das Studio im Dachgeschoss des gemeinsamen Einfamilienhauses in der Hildener Innenstadt. Es sollte sein Sterbezimmer werden. Zunächst konnte er dort noch kleinere Dinge selbst erledigen. Ab 2004 war er dann nicht mehr in der Lage, das Bett zu verlassen. Denn inzwischen war er auch an Darmkrebs erkrankt. Ursula Beyer: „Es war deprimierend, seine Hilflosigkeit mitanzusehen.“

Die gelernte Krankenschwester kümmerte sich rund um die Uhr um ihren Mann, der eine immer höhere Pflegestufe beanspruchte. Doch auch sie erkrankte. Wegen Lymphdrüsenkrebs musste sie nun regelmäßig zu einer Spezial-Therapie nach Düsseldorf zur Uni fahren. Ihren Mann allein zu lassen, wäre aber unverantwortbar gewesen. In dieser Situation stellte eine Bekannte den Kontakt zur Hildener Hospizbewegung her. Die Initiative unter Vorsitz der Gründerin Anneliese Becker kümmert sich um Schwerkranke und Sterbende und entlastet pflegende Angehörige.
Zwei ehrenamtliche Mitabeiter besuchten alsbald regelmäßig den Schwerkranken, lasen ihm vor oder fachsimpelten gemeinsam über Fußball. „Erst war er sehr ablehnend“, berichtet Ursula Beyer. „Später konnte er den Besuch gar nicht mehr abwarten.“ Dies brachte Abwechslung in das Leben des Schwerkranken. Und Ursula Beyer fand endlich einmal wieder Zeit zum Aufatmen. Doch trotz dieser Lichtblicke wurden die letzten Wochen zur Tortur. „Er hat manchmal vor Schmerzen geschrien“, sagt Ursula Beyer. Bis in die Nachbarschaft hätten die Schreie des unter Decubitus Leidenden gegellt. Heute mache sie einigen Ärzten Vorwürfe: Eine zu stark dosierte Chemo-Therapie etwa habe den geschwächten Körper unnötig strapaziert. Beyer: „Wenn die Ärzte das heute noch mal versuchten, würde ich ihnen die Tür vor der Nase zuschlagen.“
Aber auch durch die letzte Phase kämpfte sich das Ehepaar gemeinsam: „Wir haben zusammen gebetet.“ Etwa den 23.Psalm (Mein Hirt ist Gott der Herr). „Ich habe seinen Kopf gehalten, ihn gestreichelt wie ein kleines Kind“, sagt Beyer. So sei ihr Mann friedlich mit einem Lächeln eingeschlafen. Jetzt in der Passionszeit kommen die Erinnerungen wieder hoch. Gerade auch beim Anblick des leidenden Christus. „In Kärnten gibt es ein Kruzifix, das zeigt den Christus am Kreuz anders als üblich“, berichtet Beyer. „Der ist auch im Leiden noch kräftig. Schließlich war er ja auch auch Handwerker, Zimmermann.“

Foto: Anneliese Becker (li.) und ihre Hospizbewegung haben Ursula Beyer in schweren Zeiten geholfen. RP-Foto: Olaf Staschik
Quelle:
Verlag: Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Publikation: Rheinische Post Hilden
Ausgabe: Nr.68
Datum: Donnerstag, den 20. März 2008
Seite: Nr.13

(Quelle : Rheinische Post)



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