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Die WZ sprach mit zwei ehrenamtlichen Sterbebegleiterinnen über ihre schwierige Aufgabe. Ursula Wenzel-Meyburg Heidi Tuschen (Fotos: Dirk Thomé) Hilden. „Aushalten ist das Wichtigste bei unserer Arbeit“, sagt Ursula Wenzel-Meyburg. Seit acht Jahren arbeitet sie als Ehrenamtlerin bei der Hildener Hospizbewegung. In dieser Zeit hat sie etwa 20 Sterbende in der letzten Phase ihres Lebens begleitet und deren Angehörige unterstützt. Der frühe Tod ihrer Eltern führte unter anderem dazu, dass die 50-Jährige sich in der Hospizbewegung engagiert. „Ich weiß, wie belastend ein Verlust ist.“ Ihr Vater starb, als sie fünf Jahre alt war. Als 25-Jährige pflegte sie mit ihren drei Brüdern die schwerkranke Mutter. „Das war ein entscheidendes Erlebnis. Damals hatten wir keine Unterstützung. Ich wollte gucken, wie man das anders machen kann.“
Viele, die in der Hospizbewegung arbeiten, haben selbst einen Sterbefall erlebt. Heidi Tuschen hingegen kam zufällig zu dem Verein. Vor acht Jahren wurde die 52-Jährige in der Hildener Fußgängerzone von Mitarbeitern angesprochen. „Ich hatte mich schon lange mit dem Thema beschäftigt. Das war dann das, was mir noch gefehlt hat“, sagt die Haanerin. Bei ihrer Arbeit kommen die Sterbebegleiterinnen den Menschen ganz nah. „Wir hören in erster Linie zu. Sprechen über das, was sie erlebt haben, und was sie sich noch wünschen“, sagt Tuschen. Aber auch das miteinander Schweigen gehört dazu, genauso wie die Trauer. „Wenn die Menschen weinen, dann weine ich manchmal mit.“ Hilflosigkeit und Angst übertragen sich auf die Begleiterinnen Die Sterbenden und ihre Angehörigen erleben Hilflosigkeit, Machtlosigkeit und Angst. Das überträgt sich auch auf die Sterbebegleiterinnen. „An manchen Tagen ist es schwerer als an anderen“, sagt Wenzel-Meyburg. „Wenn es mir zu viel wird, dann mache ich eine längere Pause zwischen den Begleitungen.“ Der Anfang ist nicht immer leicht. „Die Menschen sind über ihren Zustand natürlich informiert. Das Schwierige ist dann, darüber zu sprechen“, sagt Wenzel-Meyburg. Häufig wollen sich Patienten und Angehörige nicht gegenseitig mit ihren Ängsten oder Schmerzen belasten. Heidi Tuschen: „Irgendwann platzt dann der Knoten, dann beginnt das miteinander Gehen.“ Beide Frauen sagen, dass sie sich durch ihr Ehrenamt verändert haben. „Es hat eine Werteverschiebung stattgefunden, Materielles ist weniger wichtig geworden“, sagt Wenzel-Meyburg. Ihre Kollegin Heidi Tuschen beschreibt es so: „Wenn man die Ehre hat, und ich empfinde es als eine Ehre, einen Menschen beim Sterben zu begleiten, dann wird die Welt ganz klein. Man entwickelt eine ganz andere Freude im Leben und bekommt eine Bodenhaftung. Es ist eine Sache des Herzens. Denn es geht um gar nichts anderes: Es ist wahrhaftig, es ist ehrlich.“ Von Miriam Drescher (Quelle : WZ) |